Für ihre Dissertation „Europa zwischen Grenzkontrolle und Flüchtlingsschutz. Eine Ethnographie der Seegrenze auf dem Mittelmeer“ wurde Dr. Silja Klepp mit dem Christiane-Rajewsky-Preis 2012 ausgezeichnet. Mit diesem Nachwuchsförderpreis der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) werden jüngere WissenschaftlerInnen oder Initiativen ausgezeichnet, die einen herausragenden Beitrag zur Friedens- und Konfliktforschung geleistet haben.
Der Preis wurde am 22. März im Rahmen des diesjährigen AFK-Kolloquiums, das vom 22.-24. März in der Evangelischen Akademie Villigst stattfand, von der Vorsitzenden der Preisjury, Prof. Dr. Claudia von Braunmühl, an Silja Klepp übergeben. Bei der ausgezeichneten Arbeit handelt es sich um eine an der Universität Bremen eingereichte Dissertation, die 2011 im Transcript-Verlag erschienen ist. In ihrer Laudatio ging die Jury-Vorsitzende sowohl auf die besonderen Qualitäten der Dissertation als auch auf die behandelten Inhalte ein:
In Europa wird Migration überwiegend als Bedrohung von Sicherheit und Stabilität diskutiert. Die Dissertation befasst sich mit dem Spannungsfeld von Grenzschutz und Flüchtlingsschutz. Sie schildert die vielfältigen Formen, in denen MigrantInnen systematisch die Möglichkeit genommen wird, überhaupt einen Asylantrag stellen zu können. Silja Klepp spricht von einem System der Verantwortungslosigkeit, das dem Schutz vor Flüchtlingen Vorrang vor dem Schutz der Flüchtling gewährt. Zur Analyse dieses Spannungsfeldes bedient Silja Klepp sich unterschiedlicher wissenschaftlicher Theorien und literarischer Darstellungsformen. Auf der einen Seite untersucht sie ihr in Forschungsaufenthalten in Malta, Italien und Libyen gewonnenes Material mit einer Mischung aus ethnographischen und rechtsanthropologischen Forschungsansätzen. Auf der anderen zeichnet sie in fesselnden reportageähnlichen Schilderungen die verzweifelten Situationen ausgehebelter Flüchtlingsrechte nach. Hier die menschenrechtlichen Maßstäbe zurechtrücken, ist ein unmittelbares Anliegen von Friedens- und Konfliktforschung.
Mit dem Nachwuchsförderpreis der AFK werden junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen oder Initiativen ausgezeichnet, die einen herausragenden Beitrag zur Friedens- und Konfliktforschung geleistet haben. Der Christiane Rajewsky-Preis ist mit einer Preissumme von 1.000,- Euro dotiert und wird seit 1991 jährlich vergeben. Die AFK ist eine wissenschaftliche Vereinigung, zu der sich FriedensforscherInnen verschiedener Disziplinen aus dem deutschsprachigen Raum zusammengeschlossen haben. Sie fördert wissenschaftliche Arbeiten, die zu einem vertieften Verständnis der Ursachen von Frieden und Krieg beitragen und Grundlage für eine am Frieden orientierte politische Praxis sein sollen. Namensgeberin des Preises ist die Friedensforscherin Christiane Rajewsky, die sich in ihrer Funktion als Professorin für Politikwissenschaft an der Fachhochschule Düsseldorf in besonderer Weise um die Nachwuchsförderung verdient gemacht hat. Ein Wesensmerkmal ist der interdisziplinäre Charakter dieses Preises, das verbindende Element ist der stets einschlägige Bezug der ausgezeichneten Arbeiten zur Friedens- und Konfliktforschung. Eine Liste der bisherigen PreisträgerInnen und Arbeiten finden Sie hier.
Ansprechpartnerin: Prof. Dr. Claudia von Braunmühl, Flotowstr. 6, 10555 Berlin, Tel. +4930 391 114 6
