Vom 7.-9. April fand in der Evangelischen Akademie Villigst das alljährliche Kolloquium der Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung (AFK) statt. Im Rahmen des AFK-Kolloquiums zum Thema „Macht in Konflikten – Macht von Konflikten“ wurde am 8. April der Christiane Rajewsky-Preis 2011 verliehen.
Preisträgerin ist Dr. Claudia Brunner mit ihrer an der Universität Wien vorgelegten Dissertation „Sinnformel Selbstmordattentat. Epistemische Gewalt und okzidentalistische Selbstvergewisserung in der Terrorismusforschung.“
Die Arbeit untersucht, in welcher Weise die englischsprachige Terrorismusforschung sich mit Selbstmordattentaten befasst. Mehrheitlich, so das Ergebnis der Studie, wird ein Bild vom Selbstmordattentat gezeichnet, das von vornherein die Bekämpfungsperspektive der Politik übernimmt. Vielfältige Ungleichheiten und Herrschaftsverhältnisse werden ausgeblendet und zugleich politische Maßnahmen gerechtfertigt, die nur schwer vereinbar mit dem eigenen, in Anspruch genommenen Wertesystem sind.
Wissenschaftstheoretisch herausragend ist der transdiziplinäre Ansatz in Verbindung mit der in der feministischen Theoriebildung entwickelten Forschungsperspektive der Intersektionalität, d.h. der Überschneidung verschiedener Formen von Diskriminierung. Die Arbeit führt unterschiedliche Wissenstraditionen zusammen und bietet eine überzeugende methodische Umsetzung theoretischer Debatten. Zugleich trägt sie mit ihrer kritischen Reflektion zu der Art von sozialwissenschaftlicher Grundlagenforschung bei, die dringend nötig ist, um neue Denkräume öffnen und friedlichere Handlungsweisen finden zu können. Sie leistet damit einen beeindruckenden, innovativen Beitrag zur Fortentwicklung der Friedens- und Konfliktforschung.
Eine Liste der bisherigen PreisträgerInnen und Arbeiten finden Sie hier.